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Die Unabhängigkeit ist ein gemeinsames Gut

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 09.11.2018 12:18
Die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der Unabhängigkeit Polens stehen vor der Tür und sie sind heute natürlich das wichtigste Thema in der polnischen Presse.
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Rzeczpospolita: Die Unabhängigkeit ist ein gemeinsames Gut

Die konservative Rzeczpospolita widmet dem Ereignis gleich mehrere Seiten und einige Kommentare. Im Hinblick auf die heutigen politischen Konflikte und tiefen Risse erinnert Chefradeakteur Bogusław Chrobota daran, dass die Wiedererlangung der Unabhängigkeit das gemeinsame Werk von Generationen von Polen war. Die Vorkämpfer der Unabhängigkeit kamen aus allen politischen Lagern und sozialen Schichten, wie Chrabota betont. Deswegen sei es ärgerlich, wenn heutzutage einzelne politische Lager, Parteien und Politiker den Erfolg Polens für sich beanspruchen wollen. Die Unabhängigkeit und die gute Situation Polens seien ein wertvolles, ja heiliges Gut der gesamten Nation. Chrobota warnt davor, anderen den Patriotismus abzusprechen. Die Unabhängigkeit sei für alle und man müsse sie gemeinsam feiern, lesen wir in dem Aufruf.

Rzeczpospolita: Polen geht es so gut wie nie zuvor

Wir bleiben bei einem weiteren Kommentar der Rzeczpospolita zum Unabhängigkeitsjubiläum. Der Publizist Krzysztof Adam Kowalczyk legt den Fokus auf den wirtschaftlichen Erfolg Polens. Die polnische Gesellschaft sei heute sechs Mal wohlhabender als bei der Erlangung der Unabhängigkeit 1918. Drei Viertel dieses neuen Wohlstandes sei in den letzten 30 Jahren erarbeitet worden. Polen habe in dieser Zeit einen riesigen Sprung nach vorne gemacht, auch wenn der Unterschied zu Westeuropa immer noch groß sei. Immer noch sei für viele Polen die Auswanderung der schnellste Weg, zu Wohlstand zu kommen. Gleichzeitig werde das Land aber auch immer attraktiver für Tausende von Immigranten. In den letzten 30 Jahren habe man es geschafft, eine echte, freie Marktwirtschaft mit echten Unternehmern aufzubauen. Es gebe viel Kapital und eine hohe Zahl von bestens ausgebildeten Spezialisten, dazu den riesigen EU-Binnenmarkt, dessen Teil Polen ist. Polen sei in einer historisch einmaligen Situation und dürfe die Chance zur weiteren Entwicklung nicht verpassen, so Kowalczyk in der Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Chaos rund um Unabhängigkeitsfeiern

Die Unabhängigkeitsfeier ist wie jedes Jahr nicht nur Anlass zur Freude, sondern zeigt auch die Tiefe Spaltung Polens. Wie die linksliberale Gazeta Wyborcza berichtet, herrsche im Moment bezüglich der Märsche am 11. November Chaos. Nachdem der Unabhängigkeitsmarsch der rechtsnationalen Bewegung ONR von der Stadtpräsidentin Warschaus, Hanna Gronkiewicz-Waltz, wegen Sicherheitsbedenken verboten wurde, erklärten Staatspräsident Duda und Premierminister Mateusz Morawiecki, sie würden ihren eigenen Marsch organisieren und alle Polen dazu einladen. Mittlerweile wurde das Verbot des ONR-Marsches aber gerichtlich aufgehoben. Ob es jetzt zwei Märsche geben werde, sei nicht klar, schreibt die Gazeta Wyborcza.

Die Nationalisten von der ONR würden auch erwägen, am offiziellen Marsch teilzunehmen. Dabei wollen sie aber ihre Symbole tragen, wie etwa die grünen Armbänder mit dem sogenannten Falanga-Symbol. Morawiecki und Duda hatten bei ihrer Einladung zum Marsch ausdrücklich darum gebeten, nur Flaggen und Symbole in den polnischen Nationalfarben weiß-rot mitzubringen.

Auch die Sicherheitslage bleibt gespannt. Das Warschauer Rathaus geht davon aus, dass bis zu 200 Tausend Menschen am Marsch teilnehmen werden. Gleichzeitig planen viele Polizisten, an diesem Tag der Arbeit fern zu bleiben. Sie wollen mit dem Protest auf ihre schwierigen Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. Daher soll die polnische Militärpolizei die Feierlichkeiten absichern, lesen wir in der Gazeta Wyborcza.

Filip Żuchowski

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