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Moschee kontra Kathedrale

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 11.10.2018 12:14
Die Regierung in Deutschland ist Geisel ihrer offenen Integrationspolitik, meint das Blatt Do Rzeczy.
Wikipedia

DO RZECZY: Moschee kontra Kathedrale

In seinem Einleitungsartikel in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy bezieht sich der Chefredakteur Paweł Lisicki auf die Eröffnung der Zentralmoschee in Köln, die vergangene Woche stattfand. Es ist eine Moschee, die der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion als Zentralmoschee dient. Über die Baugestaltung und Turmhöhe der Minarette wurden öffentliche Kontroversen geführt. Die offizielle Eröffnung war ursprünglich für Mai 2012 geplant und wurde aufgrund von Baumängeln mehrfach verschoben. Die Einweihung fand letztendlich in Anwesenheit des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan statt.

Die Baukosten betrugen ca. 150 Millionen Zloty und wurden größtenteils von der türkischen Regierung getragen, erinnert Lisicki. Sowohl diese als auch andere, ähnliche Investitionen in Westeuropa veranschaulichten den wachsenden Einfluss der moslemischen Welt auf das politische und religiöse Leben in Europa, meint der Publizist. Sie seien auch eine Herausforderung für die europäischen Kirchen und Kathedralen, die immer öfter leer stehen und an gute, alte Zeiten nur erinnern.

Die Regierungen einzelner europäischen Länder seien Geiseln ihrer früheren, offenen Integrationspolitik, führt der Publizist fort. Das sei auch am Beispiel Deutschlands erkennbar, wo die türkischen Migranten massenweise in den 60-er Jahren aufgetaucht sind. Die Migration hatte einen ökonomischen Charakter gehabt, das Selbstbewusstsein der türkischen Diaspora wurde aber mit der Zeit immer stärker. Vertreter der dritten Generation wollten sich oft nicht integrieren – im Gegenteil: sie bildeten eine separate Gruppe, die erfolgreich um ihre Rechte kämpfe, lesen wir im Leitartikel.

Die Schlussfolgerung, die sich polnische Politiker zu Herzen nehmen sollten laute, so Lisicki abschließend, man müsse sich entschlossen gegen einen massiven Andrang der muslimischen Migranten wehren. Sonst werde man früher oder später die Kontrolle über das eigene Land verlieren, lesen wir dem Magazin Do Rzeczy.

RZECZPOSPOLITA: Stabilität oder Stagnation?

Trotz einer aggressiven Wahlkampagne verändere sich die Zustimmung für die wichtigsten Parteien eigentlich nicht, schreibt in seinem Kommentar vor den Kommunalwahlen Publizist Michał Kolanko in der Rzeczpospolita. Die Intensität des Wahlkampfes ähnele den Parlamentswahlen: das Tempo sei sehr hoch, die Rhetorik scharf, es mangele auch nicht an dramatischen Wendungen: erneut seien übrigens illegale Tonbandaufnahmen mit Gesprächen von Politikern und Geschäftsleuten im Spiel. Vor drei Jahren trug die Abhöraffäre zum Sturz der damaligen Regierungspartei Bürgerplattform (PO) bei, diesmal habe der amtierenden Premierminister Mateusz Morawiecki Probleme.

Geht es nach dem Blatt, beeinflussten diese Elemente die Gesamtlage jedoch nicht. Die Zustimmung für die größten politischen Spieler befinde sich auf einem stabilen Niveau. Das geht zumindest aus einer Meinungsumfrage, die im Auftrag von Rzeczpospolita durchgeführt wurde. Der Studie ist zu entnehmen, dass die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS auf fast 37 Prozent der Stimmen rechnen könne. Auf der zweiten Stelle platzierte sich die Vereinigte Opposition, das heißt die oppositionelle Partei Bürgerplattform (PO) und die liberale Nowoczesna (N). Für die beiden Partei würden 30 Prozent der Befragten ihre Stimme abgeben. Auf dem Podium gäbe es noch die system-kritische Gruppierung Kukiz’15 mit 10 Prozent und die Linken mit 7 Prozent. Die 5-Prozent-Hürde würde noch knapp die Bauernpartei schaffen.

Die Ergebnisse zeigen also, dass sich die Lage auf der politischen Szene in den letzten Monaten stabilisiert hat. Oder aber man habe es mit einer Stagnation zu tun, so Kolanko.

Die Kommunalwahlen in Polen finden in diesem Jahr am 21. Oktober statt. In weniger als zwei Wochen entscheiden dann die Wahlberechtigten über die künftige Zusammensetzung unter anderem der Kreistage und der Gemeinderäte, wählen Gemeindevorsteher, Bürgermeister und Stadtpräsidenten.

Jakub Kukla

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