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Polen fordert von Deutschland Reparationszahlungen

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 09.08.2017 11:41
Die Kriegsentschädigung ist zu einem Top-Thema der sommerlichen Debatten geworden.
Mehr als 80 Prozent von Warschau wurde von den Deutschen während des Warschauer Auftsands 1944 zesrtört.Mehr als 80 Prozent von Warschau wurde von den Deutschen während des Warschauer Auftsands 1944 zesrtört.Foto: PAP/CAF

GAZETA POLSKA CODZIENNIE: Der Schrei einer Witwe

Die konservative Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie beschriebt weitere Vernachlässigungen bei der Bestattung von Opfern der Flugzeugkatastrophe aus dem Jahr 2010, bei der Polens Präsident Lech Kaczyński und die restlichen 95 Passagiere der Präsidentenmaschine ums Leben gekommen waren. Sieben Jahre lang musste Mariola Karweta, Witwe von Admiral Andrzej Karweta mit Depression kämpfen. Nun aber ist es ihr gelungen, öffentlich von ihrem Schmerz zu erzählen. Grund für das öffentliche Auftreten sind die Ergebnisse von Exhumierungen, die seit mehreren Monaten von der Staatsanwaltschaft durchgeführt werden. Im Sarg ihres Mannes wurden sterbliche Überreste von acht anderen Personen gefunden, eingepackt in Müllbeutel. Unter der Uniform gab es Unterwäsche, einer viel kleineren Größe als die des Admirals. Alles war mit Nylon-Schnüren gebunden, erzählt Karweta dem Blatt.

Alles schreie in ihr, wenn sie höre, dass die staatlichen Institutionen nach der Katastrophe das Examen bestanden hätten. Sie wehre sich, wenn sie höre, dass Menschen um abgeholzte Bäume trauern. Was sei aber mit Menschen wie Sie? Hätten die kein Mitleid verdient? - fragt die Witwe rhetorisch.

Letzte Woche sagte der amtierende EU-Ratspräsident und ehemaliger polnischer Premierminister Donald Tusk vor der Staatsanwaltschaft als Zeuge aus. Die Behörde hat den Politiker im Zusammenhang mit Ermittlungen zur Smoleńsk-Katastrophe vorgeladen. Beamten der Tusk-Regierung werden Vernachlässigungen bei der Identifizierung der Opfer direkt nach dem Unglück sowie bei der Bestattung der Opfer der Flugzeug-Katastrophe aus dem Jahr 2010 vorgeworfen. Bei der neuesten Exhumierung der Opfer von vor ein paar Monaten war herausgekommen, dass in acht Gräbern falsche Leichen beerdigt worden waren. In 13 weiteren wurden sterbliche Überreste von mehreren Personen gefunden.

RZECZPOSPOLITA: Polen hat nie auf Reparationszahlungen verzichtet

Reparationszahlungen – dieses Wort taucht in den letzten Tagen in den politischen Diskussionen an der Weichsel immer öfter auf. Mehr als 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Polen erneut Forderungen nach Kriegsentschädigung. Diese stellen Politiker der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Der wissenschaftliche Dienst des Sejm soll nun rechtliche Möglichkeiten prüfen. Die Analyse soll in den kommenden Tagen fertig sein.

Inzwischen sind die Reparationszahlungen zu einem Top-Thema der sommerlichen Debatten geworden. Besonders unter Politikern der regierenden Partei.

Die Beziehungen Deutschlands mit den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Griechenland und der Türkei wären momentan schlecht. Wolle Deutschland nun auch die Polen beleidigen, indem es behauptet, dass es für die Zerstörungen des II. Weltkrieges Warschau nichts schuldet? - fragt der Abgeordnete der Regierungspartei Arkadiusz Mularczyk.

Deutschland hätte in der Vergangenheit Kriegsentschädigungen an elf Staaten aufgrund von bilateralen Verträgen ausgezahlt. Den Polen habe Deutschland nichts gezahlt unter dem Vorwand, dass es keinen Friedensvertrag gab, zitiert die Tageszeitung Rzeczpospolita den Politiker weiter.

Bereits im Juli erwähnte Parteichef Kaczyński während eines Kongresses der Vereinigten Rechten (einer Koalition von PiS und zwei kleineren konservativen Parteien), dass Polen nie eine Entschädigung für die gigantischen Schäden, bekommen habe. Ähnlich äußerte sich zu diesem Thema Verteidigungsminister Antoni Macierewicz, der meinte, Polen habe auf die Reparationszahlungen nie verzichtet.

PLUS MINUS: Die hohe Kunst der Erholung

Nur jeder zweite Pole fährt in den Urlaub. Der Rest kann es sich meistens nicht leisten. Dennoch: nur 13 Prozent der Urlauber kehren erholt in die Arbeit zurück. Denn die Erholung ist eine Kunst, die die Polen noch nicht gelernt haben.

Es gibt mehrere Gründe für einen gescheiterten Urlaub, lesen wir in der Wochenzeitschrift Plus Minus. Viele gehen nicht ihren Wünschen nach, sondern vertreten die Ansicht, es genügt die Firma und den Chef einfach für zwei Wochen zu verlassen, um sich zu erholen. Den Urlaub betrachten sie also als eine Fluchtmöglichkeit, müssen sich aber mit neuen Problemen konfrontieren: am Strand gäbe es ein zu großes Gedränge, die Hitze sei zu stark und das Essen nicht so schmackhaft, wie sie es sich vorgestellt haben. Nach zwei Wochen kehren sie dann in die Arbeit alles andere als erholt zurück.

Ein anderes Problem sind Trends, schreibt die Wochenzeitschrift. Man fährt nicht dort, wohin man eigentlich fahren möchte, sondern dort, wo es gerade angesagt ist zu fahren. Das muss sich nicht unbedingt mit den persönlichen Erwartungen decken und Enttäuschung ist kein perfekter Reisebegleiter, so Plus Minus.

Jakub Kukla

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