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Robert und seine Bücher

PR dla Zagranicy
Jakub Kukla Jakub Kukla 28.04.2017 12:36
Könnte Robert Lewandowski die Polen zum Bücherlesen bewegen? Die Antwort liefert die polnische Presse.
Bild: Flickr/Pedro Jesus

TYGODNIK POWSZECHNY: 300 Meilen bis zum Himmel
Die konservative Wochenzeitung Tygodnik Powszechny erinnert in der neuesten Ausgabe an die Ereignisse von vor über 30 Jahren, die der polnische Regisseur Maciej Dejczer in seinem Debüt festgehalten hat. „300 Meilen bis zum Himmel" – das bedeutet für zwei polnische Kinder in den 80-er Jahren, den 13-jährigen Krzysztof und seinen zwei Jahre älteren Bruder Adam eine imaginäre Flucht-Linie. Gemeint ist damit die Strecke, die von ihrem tristen Zuhause in einer polnischen Kleinstadt aus in den Westen führt. Die Zielinski-Brüder haben 1985 daraus eine reale, überwindbare Distanz gemacht und sind in einem LKW-Versteck von Polen nach Schweden geflüchtet. Der polnische Regisseur Maciej Dejczer hat in seinem Erstlingsspielfilm die Geschichte der beiden Ausreißer verfilmt, und das gelang ihm so gekonnt und überzeugend, dass er dafür 1989 mit einem Preis für den besten jungen europäischen Film ausgezeichnet wurde.

Im Gespräch mit der Wochenzeitschrift erinnern sich die Brüder nun an die ersten Momente in Schweden. Die Uhr im Fähre-Hafen zeigte elf. Es sei ein ruhiger Abend gewesen. Der LKW-Fahrer war bereits weggegangen. Höchstwahrscheinlich sei das in Polen gewesen, denn der LKW hatte polnische Kennzeichen. Nur so viel wüssten sie über den Menschen, der sie ahnungslos nach Schweden gebracht hatte, erinnern sich die Brüder. Der ältere Bruder Adam erinnert sich noch an das Angstgefühl. Sie dachten, dass man auf sie schießen würde. Solche Bilder kannten sie doch aus Spielfilmen. Sie rannten also in die Stadt. Und staunten. Die Lampen entlang der Straßen brannten, die Schaufenster waren sauber, die Straßenschilder bunt.

Erst am nächsten Tag landeten die Jungs auf dem Polizeirevier. Die Dolmetscherin am Telefon erklärte dem schwedischen Beamten, dass die Kinder einen Asylantrag stellen wollen. Kurz danach haben sich alle Polizisten versammelt, um zwei jugendliche Ausreißer aus dem kommunistischen Polen zu bestaunen, lesen wir in Tygodnik Powszechny.

RZECZPOSPOLITA: Bischöfe kritisch über die Politik
Nur selten nehem die Bischöfe Stellung zu politischen Ereignissen, meint die Tageszeitung Rzeczpospolita. Diesmal hätte wir es mit einer Ausnahme zu tun. In ihrem neuesten Dokument unter dem Titel „Katholische Gestalt des Patriotismus” äußern sich die kirchlichen Würdenträger kritisch über die politische Instrumentalisierung der Vaterlandsliebe, ohne dabei jedoch auf konkrete Parteien mit dem Finger zu zeigen. Das Schriftstück erscheint kurz vor dem Nationalfeiertag des 3. Mai und wird von der Tageszeitung als eine wichtige Stimme in der Diskussion über Patriotismus und Nationalismus bezeichnet.


TYGODNIK POWSZECHNY: Robert und seine Bücher

Fast 65 Prozent der Polen haben im vergangenen Jahr kein einziges Buch gelesen, schreibt die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny, und erinnert an die neuste Studie der Polnischen Nationalbibliothek. Geht es nach den Autoren der Untersuchung, haben nur 35 Prozent der Polen im Jahr 2016 mindestens ein Buch, sei es nur ein Wörterbuch, in die Hand genommen. Dazu zählten auch Bücher in elektronischer Form.

Geht es nach dem Leiter der Nationalbibliothek, Tomasz Makowski, bräuchten die Polen eine Art positiven Snobismus, der das Lesen mit anderen Vergnügen des Lebens gleichsetzt. Ähnlich sieht es die Publizistin und Schriftstellerin Anna Dziewit-Meller, die die Versuche der letzten Jahren, die Polen für das Bücherlesen zu gewinnen, kritisiert. Bislang hätte man angedeutet, dass Leseratten bessere Menschen sind, als jene, die keine Bücher in die Hand nehmen. Diese Taktik sei aber kontraproduktiv, meint Dziewit-Meller. Was man brauche, seien positive Anreize. Das Beispiel einer Person, die bewundert wird, wäre nicht zu überschätzen. Wäre es nicht schön, hätte sich Robert Lewandowski ab und zu mit einem Buch fotografieren lassen, schlägt die Publizistin des Tygodnik Powszechny vor.

Jakub Kukla

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