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Trump zerstört die EU

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 17.01.2017 13:10
Der nahende Amtsantritt und die neuesten Medienaussagen von Donald Trump beschäftigen auch die polnischen Publizisten.
fot. PAP/EPA/MICHAEL REYNOLDS

Gazeta Wyborcza: Trump zerstört die EU

“Trump zerstört die EU” - mit diesem Titel macht die heutige Ausgabe die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza auf. Dass Trump kontroverse außenpolitische Ansichten hat, sei von Anfang an klar gewesen, schreibt in seiner Analyse Publizist Bartosz Wieliński. Viele hätten jedoch geglaubt, dass er sich nach dem Sieg etwas ausgewogener präsentieren wird.

Die ersten Interviews für die europäischen Medien hätten jedoch gezeigt, dass dies ein Irrtum war. Trump, so Wieliński weiter, nehme kein Blatt vor den Mund, prophezeie der Europäischen Union den Zerfall und lobe die Briten für den Brexit. Noch im vergangenen Jahr, erinnert Wieliński, hatte Obama die Briten gewarnt, dass sie nach einem EU-Austritt bei eventuellen Verhandlungen über einen Freihandelsvertrag mit den USA auf den letzten Platz rücken werden. Und jetzt teile Trump dem Vereinigten Königreich auf einmal eine Sonderstellung zu, so Bartosz Wieliński in der Gazeta Wyborcza.

Rzeczpospolita: Trump gefährdet polnische Sicherheit

Auch Jerzy Haszczyński von der konservativen Rzeczpospolita zeigt sich besorgt darüber, dass die Ankündigungen Trumps offenbar mehr waren als Wahlparolen. Die Politik Trumps, schreibt Haszczyński, werde wohl doch eine ernstzunehmende Gefahr für die Sicherheit Polens darstellen. Denn in seinen Interviews für die „Bild“ und für „The Times“, so Haszczyński, habe Trump sowohl den Sinn der EU als auch der NATO in Frage gestellt – zweier Organisationen, die Polen bisher als gewisse Sicherheitsgarantie wahrgenommen habe. Offenbar, so Haszczyński, wolle Trump tatsächlich die Gemeinschaft der westlichen Welt untergraben, um sich über den Köpfen der ehemaligen Verbündeten mit Putin zu verständigen.

Einige Tage vor seiner Vereidigung, habe Trump einen Eimer kalten Wassers auf die Köpfe der europäischen Politiker geschüttet. Alles deute darauf hin, dass die Welt für ihn ein Spiel von Großmächten und Konzernen sei, in dem vieles auf Kosten der kleinen und mittleren, wie Polen, geschehe, so Jerzy Haszczyński in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita.

Gazeta Polska Codziennie: Trump erkenne eine Chance, wenn er sie sehe

Optimismus indes in der konservativen Gazeta Polska Codziennie. Die Polen und die Polonia müssen in Washington fortan einfach intensiveres Lobbing betreiben, rät das Blatt in der heutigen Ausgabe. Trump, lesen wir in dem Interview mit dem Berater zu Polen und der Polonia in Trumps Wahlstab William Ciosek, erkenne als erfahrener Unternehmer eine gute Gelegenheit, wenn er sie sehe. Daher liege die Verantwortung für die künftigen polnisch-amerikanischen Projekte zum großen Teil auf Seiten der Polonia. Es gehe, so Ciosek, um Ideen, die von uns ausgehen sollten und vorteilhaft für Polen und die Polonia, aber auch für Amerika sein werden. “Engagierte Personen in Polen, wie ich, Sie, die Clubs der Gazeta Polska, sollten solche Ideen vorstellen und neue Impulse setzen”, so Ciosek in Gazeta Polska Codziennie.

Rzeczpospolita: Polnische Krim

Zeit, die Akzente in Richtung Innenpolitik zu verschieben - auch wenn nur ein wenig: In seinem Autorenkommentar für die Rzeczpospolita vergleicht Publizist Jerzy Surdykowski die Übernahme des Verfassungsgerichts durch die Kaczyński-Partei zur Krim-Annexion. Vladimir Putin, schreibt Surdykowski warte darauf, wer als erstes die Übernahme der Krim anerkennt und auf Sanktionen verzichtet. Vielleicht die USA unter Trumps Führung, vielleicht Marine Le Pen in Frankreich, vielleicht Italien, vielleicht gar das von Migranten geplagte Deutschland. Alle, so Surdykowski, wissen, dass die Annexion rechtswidrig war. Aber irgendwie müsse man sich in der neuen Situation doch zurechtfinden.

Ähnlich sehe es mit dem Verfassungsgericht aus. Alle wissen, dass die Übernahme des Tribunals durch die PiS und der Umbau des Fernsehens in ein Propagandarohr nicht verfassungswidrig gewesen ist und gegen demokratische Standards verstoßen habe. Und? Irgendwie müsse man sich doch mit der PiS verständigen. Das Volk habe sich der Partei von Jarosław Kaczyński schließlich anvertraut. In der Ukraine sind alle des ewigen Konflikts zunehmend müde. Putin wisse das, genauso wie Kaczyński. Daher werde er weitermachen, wie gehabt. Nur, dass nach der Krim der Donbas kam, so Jerzy Surdykowski in seinem Autorenkommentar für die Rzeczpospolita.

Adam de Nisau

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