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Die Polen haben den Papst verraten

PR dla Zagranicy
Jakub Kukla Jakub Kukla 24.10.2016 11:03
Sind die Polen immer noch Katholiken? - die Antwort auf die provokative Frage sucht ein Teil der Presse in Polen.
Bild: pixabay.com

PLUS MINUS: Die Polen haben den Papst verraten

Sind die Polen immer noch Katholiken? - fragt in seinem Text in der Wochenzeitschrift Plus Minus der katholische Publizist Tomasz Krzyżak. Wie sei es möglich, dass in einem Land, in dem sich über 90 Prozent der Bürger zum katholischen Glauben bekennen, über die Hälfte zugleich der Meinung sei, dass die Geschäfte Sonntags offen sein sollten, fragt der Publizist weiter. Hätten sie vergessen, worauf sich das dritte Gebot bezieht?

Die Polen hätten den Papst Johannes Paul den II. verraten – diese Phrase wiederhole sich in öffentlichen Debatten immer häufiger, führt Krzyżak fort. Auch außerhalb der Grenzen Polens. Zum ersten Mal sprach davon öffentlich, vor ungefähr zwei Jahren, Professor Stanisław Grygiel, ein enger Mitarbeiter des verstorbenen polnischen Papstes. Eine ähnliche These lancierte neulich auch Erzbischof Henryk Hoser.

Auf der anderen Seite äußerte Andrea Tornielli, einer der bekanntesten italienischen Vatikanisten, die Meinung, dass Polen sich gegen das geistige Vermächtnis von Johannes Paul dem II. richtet, indem sich die Regierung gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ausspricht. Diese Meinung präsentierte Tornielli kurz vor dem Besuch der polnischen Premierministerin Beata Szydło im Vatikan. Zwar antwortete daraufhin der polnische Botschafter im Vatikan, es sei unvorstellbar, dass die Polen die Worte des Papstes ignorieren würden. Dennoch seien es Grygiel, Hoser, Tornielli und viele, viele andere, die im Recht seien, unterstreicht der Publizist Tomasz Krzyżak. Und geht noch weiter, indem er feststellt, dass die Polen Johannes Paul den II. tagtäglich verraten.

Während der acht Visiten in seiner Heimat habe der polnische Papst unzählige Reden gehalten. Man habe sie bewundert und analysiert, man habe sie oft mit Beifall unterbrochen. Dann ging die Papstvisite zu Ende und das Volk konnte aufatmen. Er habe gesagt, was er gesagt habe, die Polen hätten aber es aber sowieso besser gewusst, klagt Krzyżak.

Wenn die Mehrheit den so genannten Abtreibungskompromiss akzeptiere, bedeute das, dass die meisten das fünfte Gebot nicht erst nehmen. Wenn wir immer wieder wiederholten, dass wir mit negativen Emotionen im öffentlichen Leben kämpfen müssen, als die Quelle des Problems aber stets die Haltung anderer Menschen aufzeigen, haben wir wohl das Gebot der Nächstenliebe nicht verstanden. Immer öfter entwickelten die Menschen einen privaten Glauben. Schuld daran wären alle: die Bischöfe, Journalisten, Politiker und alle anderen Bürger. Von der Freiheit überwältigt, hätten wir nicht gemerkt, dass wir die Freiheit wieder einmal verspielen, so Tomasz Krzyżak in der Wochenzeitschrift Plus Minus.

GAZETA WYBORCZA: Auch Deutsche seien Menschen

In diesem Jahr vergehen genau 25 Jahre seit dem Tod von Priester Jan Zieja, erinnert die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Seine Biographie umfasst das gesamte XX. Jahrhundert. Er hat beide Weltkriege überlebt, genauso wie den polnisch-sowjetischen Krieg im Jahr 1920, die Sanierung, die deutsche Besatzung, den Kommunismus und letztendlich auch die ersten halbfreien Wahlen in Polen. Und nie hat er auf aktives Handeln verzichtet, erinnert sich an den Ausnahmepriester der Publizist Tomasz Cyz. Diese Aktivität war eine Titan-Arbeit, er duldete keine Kompromisse, erwartete keinen Beifall. In seinem letzten Willen wünschte er sich eine bescheidene Beerdigung, keine Ansprachen, nur ein Gebet um Frieden zwischen den Völkern der Welt, lesen wir in Wyborcza.

Die Tageszeitung zitiert auch einige Passagen aus der Predigt von Jan Zieja, die er im August 1945 gehalten hat. Die Deutschen müssten für ihre Gräueltaten Buße tun, man dürfe von ihnen eine Genugtuung erwarten, sagte der Priester und fügte hinzu, die Deutschen müssten es verstehen, dass sie diese Strafe verdient hätten. Es seien aber Menschen, ihren Leiden solle man mit Respekt entgegenkommen. Dies sei der größte Schatz unserer Religion und unserer Kultur, dass der Mensch immer ein Mensch bleibe, und dass man ihn nicht misshandeln dürfe, auch wenn es ein Feind sei, mahnte Priester Jan Zieja die Gläubigen im ostpolnischen Słupsk im August 1945.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Erfolgreich trotz Krise

In der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna sprechen die Anteilseigner von Legia Warszawa über die Situation im Fußballklub nach den letzten Niederlagen in der Champions League und dem Stadionverbot vor dem Spiel mir Real Madrid in Warschau in wenigen Tagen. Der Klub befinde sich in einer Krise, gibt Maciej Wandzel zu. Man sollte aber die Proportionen beachten. Seitdem Bogusław Leśnodorski den Vorsitz übernommen habe, wurde Legia drei Mal polnischer Meister und hat den polnischen Pokal gewonnen. Zum ersten Mal seit 21 Jahren schafften es die Warschauer auch in die Champions League. Momentan sei die Lage zwar schwierig, doch insgesamt sei die Zahl der Erfolge höher als die Zahl der Niederlagen, sagt Wandzel.

Das nächste Spiel gegen Real Madrid in Warschau findet vor leeren Tribünen statt. Diese Strafe findet Bogusław Lesnodorski unfair. Mit dem Stadionverbot habe man den Warschauer Klub nicht nur für die letzten Ausschreitungen der Hooligans bei dem Spiel mit Borussia Dortmund bestraft. Es sei eine allgemeine Strafe für das Verhalten der Hooligans in den letzten Jahren gewesen, meint Leśnodorski. Die Klubs in Osteuropa würden etwas anders funktionieren, sagt Leśnodorski. Das, was man in Polen als das Anspornen der Fußballer betrachtet, sei für die UEFA ein Vergehen, beklagen sich die Anteilseigner von Legia Warszawa im Gespäch mit Dziennik/Gazeta Prawna.

kk

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