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Wie geht es weiter nach der Regierungsumstellung?

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 30.09.2016 12:02
Die Personaländerungen in der Regierung gehören auch heute zu den wichtigsten Themen in der polnischen Presse.

„Wie viel Macht bekommt Morawiecki?“ fragt die konservative Zeitung Rzeczpospolita auf ihrer Titelseite unter Anspielung auf die Ernennung von Vizepremier Mateusz Morawiecki zum Superminister, der neben dem Entwicklungsministerium nun auch das Finanzministerium innehat. Redakteur Michał Szuldrzyński fragt sich in seinem Kommentar, wie der Regierungsumbau im Innern auf die PiS-Partei wirkt. Morawiecki selbst habe in der Vergangenheit immer wieder moniert, dass er nicht genügend Instrumente zur Verfügung habe, um seinen nach ihm benannten Plan durchzusetzen.

Der sogenannte „Morawiecki-Plan“ soll die Wirtschaft Polens durch Reformen und neue Anreize auf Trab bringen. In den Augen vieler PiS-Mitglieder müsse der Superminister jetzt sein Können unter Beweis stellen, Ausflüchte gebe es keine mehr, so Szuldrzyński. Morawiecki müsse jetzt innerhalb von ein bis zwei Jahren Ergebnisse liefern, sonst werde seine Position erheblich geschwächt. Nicht nur in der Opposition, auch in den Reihen der Regierungspartei selbst erwarte man endlich Konkretes vom Vizepremier, so Szuldrzyński. Sollte sich Morawiecki jedoch auf seinem Posten beweisen, so würde er von vielen PiS-Mitgliedern intern schon als Nachfolger von Premierministerin Beata Szydło gehandelt. Szydło sei die größte Verliererin der von Parteichef Jarosław Kaczyński orchestrierten Regierungsumstellung. Szydło müsse in Zukunft beweisen, ob sie eine eigenständige Premierministerin oder nur eine PR-taugliche Statistin ist, so Michał Szuldrzyński in der Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Trauerspiel statt Fußballfest

Legia Warszawa spielt am 2. November in der Champions League gegen Real Madrid. Was eigentlich ein großes Ereignis für die polnischen Fußballfans sein sollte, entwickelt sich mehr und mehr zum Trauerspiel. Die UEFA hat entschieden, dass die Partie bei leeren Tribünen stattfinden wird, die Konsequenz aus den Randalen von Legia Fans beim Spiel gegen Borussia Dortmund.

Legia hätte von der Partie gegen Real Madrid geträumt, schreibt Dariusz Wołowski in seinem Kommentar für die linksliberale Gazeta Wyborcza. Das sollte ein Großereignis nicht nur für die Fans des Clubs, sondern für auch Warschau, ja für ganz Polen werden. Nach der Entscheidung der UEFA komme jetzt die große Ernüchterung. Das Spiel im leeren Stadion auszutragen, mache genauso viel Sinn wie ein Pink Floyd Konzert ohne Zuschauer zu organisieren. Zwar zähle im Fußball natürlich auch das Ergebnis des Spiels, dieses sei aber von vorneherein klar, so Wołowski.

Für die Misere sei der Club durch seinen laschen Umgang mit gewaltbereiten Fans selbst verantwortlich. Man müsse sich seine Fans erziehen, statt ihnen die Tür zu verschließen, habe der Präsident in Verteidigung der Politik seines Clubs gesagt. Jetzt sei Tausenden von Fans die Tür verschlossen worden, weil Legia gewaltbereite Stadiongänger mit Samthandschuhen angefasst habe, so Dariusz Wołowski in der Gazeta Wyborcza.

Dziennik Gazeta Prawna: Nobelpreis für polnische Ökonomen? Wohl kaum!

In Polen wird heutzutage viel über den Fachkräftemangel geschrieben, doch an einer Berufsgruppe fehle es nicht, schreibt die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna. Gemeint sind Wirtschaftswissenschaftler. Lese man die Zeitung und schaue Fernsehnachrichten, bekomme man den Eindruck, dass es in Polen von Experten im Bereich der Ökonomie nur so wimmele. Überall würden sie sich zu jedem erdenklichen Thema als Experten äußern, ihre Doktor- und Professorentitel verstärken den Eindruck, dass man es mit wahren Autoritäten zu tun habe. Das Problem sei aber, dass die polnischen Ökonomen außerhalb Polens niemand kenne. Bei der Zahl der Publikationen und Zitate rangieren sie ganz weit hinten, der erste polnische Wirtschaftswissenschaftler, der auch in Polen lebt und forscht, tauche im Ranking auf Platz 2180 auf, so Dziennik Gazeta Prawna.

Polnische Wissenschaftler würden kaum dazu beitragen, aktuelle Fragen und Problemstellungen in der Ökonomie zu lösen. Zwar gebe es einige polnische Ökonomen, die in renommierten internationalen Fachzeitschriften publizieren und ihren internationalen Kollegen ein Begriff sind, sie hätten aber meistens im Ausland studiert, lesen wir in der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna.

Autor: Filip Żuchowski

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