Logo Polskiego Radia
Print

Wir haben keine Komplexe

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 16.06.2016 13:25
Auf den Titelseiten der Tagesblätter kann dieses Thema natürlich nicht fehlen: das heutige Spiel Polen gegen Deutschland. Wie stehen die Chancen der polnischen Elf auf drei Punkte?

Die polnische Elf hat bisher einmal gegen Deutschland gewonnen - 2014 bei einem Qualifikationsspiel für die Euro unter dem aktuellen Nationaltrainer Adam Nawałka. Und wie stehen die Chance heute?

Dziennik/Gazeta Prawna, Gazeta Wyborcza: Wir haben keine Komplexe

“Wir haben keine Komplexe. Wir respektieren unseren Gegner, aber wie immer sind wir ausschließlich an drei Punkten interessiert.” - zitiert dazu Nationaltrainer Adam Nawałka die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

Der Kommentator des Tagesblatts Gazeta Wyborcza, Dariusz Wołowski macht darauf aufmerksam, dass das heutige Spiel für Kapitän Robert Lewandowski besonders schwierig sein wird: Mit Torwart Manuel Neuer und den Verteidigern Mats Hummels sowie Jerome Boateng hat er in Dortmund und München zusammengearbeitet. Die deutschen Spieler kennen ihn gut. Aber das kann auch von Vorteil sein. Denn auch Lewandowski weiß um die Eigenheiten der deutschen Spieler. Und antropologisch betrachtet ist es sogar oft so, dass der Gast den Gastgeber besser kennt, als umgekehrt. Daher bleibt das Resultat dieses Zusammentreffens offen. Auch, wenn die meisten ihr Geld auf Deutschland gesetzt haben.

Gazeta Wyborcza: Polen gegen Deutschland weckt weniger Emotionen

Spiele zwischen Polen und Deutschland wecken heute insgesamt viel weniger Emotionen, als dies in der Vergangenheit der Fall war, schreibt Stefan Szczepek in seinem Autoren-Kommentar ebenfalls für die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Heute findet im Sitz der Stiftung für deutsch-polnische Versöhnung eine Debatte zum 100. Geburtstag von Ernest Wilimowski statt, schreibt Szczepek. Wilimowski hatte vor dem Krieg für die polnische Nationalmannschaft gespielt und während des Kriegs - für die deutsche. Er gehörte zu den besten Spielern seiner Zeit. In der Volksrepublik Polen galt er als Verräter. Man vergaß, dass er als Oberschlesier nicht so frei entscheiden konnte, wie viele andere.

Heute sieht man das zum Glück viel gelassener. Niemand kommt auf die Idee, Podolski oder Klose als Verräter zu bezeichnen. Was vor allem zählt, sind die Leistungen auf dem Spielfeld, so Stefan Szczepek in der Gazeta Wyborcza.

Rzeczpospolita: Fußball gibt der Wirtschaft Schwung

Auf den generellen Einfluss von Fußballturnieren auf die nationale Identität und die Wirtschaft macht die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita aufmerksam. Geht es nach dem Sozialpsychologen Zbigniew Nęcki, den das Blatt zum Thema befragt hat, können Siege in Fußballturnieren die Stimmung in der ganzen Gesellschaft ändern – ihr Optimismus verleihen und den Glauben an die Möglichkeiten der ganzen Nation wecken. Mit Logik habe das nicht viel zu tun, aber ein Sieg oder eine Niederlage können sogar die wirtschaftliche Aktivität der Menschen beeinflussen: Wenn die Gesellschaft den eigenen Möglichkeiten mehr vertraut, sind die Menschen auch viel kaufwilliger. Solche Effekte seien jedoch eher kurzfristig. Die Stimmung in der Bevölkerung und auf dem Markt kehren innerhalb von wenigen Wochen zum Normalzustand zurück, so Zbigniew Nęcki in der Rzepospolita.

Deutsch-polnisches Jubiläum ohne Emotionen

25 Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags weht in den bilateralen Beziehungen wieder kühlerer Wind, berichtet einem Tag vor dem Jubiläum die Tageszeitung “Rzeczpospolita”. Der Beweis: Aus der diplomatischen Sprache ist beispielsweise die Phrase verschwunden, die bis vor Kurzem bei jeder Gelegenheit wie ein Mantra wiederholt worden ist - dass die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland noch nie so gut gewesen sind, wie heute.

Zudem üben die deutschen Medien Druck auf die Bundesregierung aus, den Ton gegenüber Warschau weiter zu verschärfen. “Es kann passieren, dass die Bundesregierung unter dem Druck der Medien ihre Position gegenüber Polen weiter verhärtet”, zitiert die Zeitung einen deutschen Politiker. Und so, lesen wir in dem Blatt, wird der morgige Jahrestag in einer ganz anderen Atmosphäre verlaufen, als das runde Jubiläum von vor fünf Jahren.

Wie Rzeczpospolita erinnert, ist damals ein runder Tisch ins Leben gerufen worden. Auch die Parlamente beider Länder haben sich aktiv in die Umsetzung des Nachbarschaftsvertrags von 1991 eingesetzt und den Dialog zu heiklen Themen belebt. Heute sei das wieder Geschichte, der runde Tisch vergessen - es ist höchste Zeit für einen Neuanfang, schreibt die Rzeczpospolita.

Dziennik/Gazeta Prawna: Pflegerinnen-Streik öffnet Büchse der Pandora

Der neuliche Streik der Krankenschwestern hat die Büchse der Pandora geöffnet, lesen wir in der heutigen Ausgabe von Dziennik/Gazeta Prawna. Nun suchen auch andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen - junge Ärzte, Techniker, Diagnostiker sowie Rettungskräfte den Schulterschluss, um gemeinsam Lohnerhöhungen zu fordern.

“Wir verdienen weniger, als Erdbeer-Pflücker in Großbritannien”, sagt Damian Patecki vom Verband der ansässigen Ärzte, der seit einigen Monaten um bessere Arbeitsverhältnisse für junge Ärzte in Polen kämpft.

Ihre Gehälter belaufen sich schon seit vielen Jahren auf etwa umgerechnet 500 Euro netto. Nun haben sich 9 Verbände erstmals zu einer so genannten G9 zusammengeschlossen und drohen mit großen Protestaktionen im Herbst.

Das Gesundheitsressort hat also nicht viel Zeit, um das Problem zu lösen und noch immer ist unklar, woher das Geld für die Erhöhungen kommen sollte. Experten haben keine Zweifel, dass die angespannte Situation im Gesundheitswesen sich sehr bald weiter zuspitzen wird, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau

tags:
Print
Copyright © Polskie Radio S.A