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Peer Steinbrück im Interview

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 17.05.2013 11:27
In der Gazeta Wyborcza spricht der Kanzlerkandidat der SPD über die Krise, die Rolle Deutschlands in Europa und die Beziehungen zu Russland.

Gazeta Wyborcza: Peer Steinbrück im Interview

Die Wirtschaftskrise, die Rolle Deutschlands in Europa und das Verhältnis zu Russland – das sind einige der Themen, über die SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in einem Interview für die Gazeta Wyborcza spricht. Auch in Polen werden immer wieder Stimmen laut, die behaupten, Deutschland strebe eine Vormachtstellung in Europa an. Der Euro und die wirtschaftliche Stärke des Landes seien Mittel zu diesem Zweck. Steinbrück weist solche Anschuldigungen entschieden zurück und stärkt Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rücken. Die besonders in Südeuropa beliebten Karikaturen, die Merkel mit Hitlerbart oder in SS-Uniform zeigen, seien nicht zu akzeptieren. Man habe aus der Geschichte gelernt, niemand in Deutschland wolle in Europa andere Länder dominieren. Die Schmähungen der Kanzlerin seien aus unfair.

Mit der Krisenpolitik Merkels zeigt sich Peer Steinbrück in der Gazeta Wyborcza aber nicht einverstanden. Haushaltsdisziplin sei wichtig. Durch Sparen allein könne man die Wirtschaft der südeuropäischen Länder jedoch nicht wieder auf Trab bringen. Förderungen für Unternehmen, die junge Menschen einstellen, die Schaffung eines Systems der praktischen Berufsausbildung, eine Ordnung des Bankensektors – es fehle an solchen Maßnahmen, weil Angela Merkel und alle ihr Gleichgesinnten in der ausufernden Staatsverschuldung den alleinigen Grund für die Krise sähen.

In der Gazeta Wyborcza kommt Steinbrück auch auf ein für Polen sehr wichtiges Thema zu sprechen – das Verhältnis Deutschlands zu Russland. Man brauche eine pragmatische Zusammenarbeit mit Russland. Das heiße aber nicht, dass man mit allem Einverstanden sei, was dort passiert. Das Drangsalieren von Nichtregierungsorganisationen durch die russische Regierung sei mit europäischen Werten nicht vereinbar, so Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Interview mit der Gazeta Wyborcza.

Dziennik/ Gazeta Prawna: Handwerker gesucht

Weniger Studenten, mehr Handwerker braucht das Land – das behauptet der Vorsitzende des polnischen Handwerkerverbandes Jerzy Bartnik in der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna. In den letzten 14 Jahren seien die Politik und die polnische Gesellschaft einem fatalen Trugschluss erlegen: mehr Hochschulabsolventen - das bedeute bessere Jobperspektiven und mehr Wohlstand für alle. Die Scharen von arbeitslosen Absolventen meist humanistischer Fächer seien die Folge dieser Verzerrung, so Bartnik. Er fordert den Aufbau eines dualen Ausbildungsystems nach deutschem Vorbild. Junge Menschen sollen die Berufsschule besuchen und gleichzeitig eine praktische Ausbildung im Betrieb absolvieren. Handwerker und andere Spezialisten seien heute so gefragt wie nie zuvor.

In Polen schaue man aber immer noch verächtlich auf praktische Berufe. Dabei würden heute viele handwerkliche Berufe spezialisiertes Wissen verlangen, in den Produktionshallen kämen hochpräzise Geräte und modernste Technik zum Einsatz. Anders als in Amerika oder Deutschland herrsche in Polen immer noch die Vorstellung, dass sogar schlecht bezahlte Bürojobs besser seien als gut bezahlte handwerkliche Arbeit, so Jerzy Bartnik in der Zeitung Dziennik/ Gazeta Prawna.

Rzeczpospolita: Sehnsucht nach traditioneller Rollenverteilung?

Immer mehr Polen leben in gleichberechtigten Partnerschaften, gleichzeitig sehnen sich sowohl Frauen als auch Männer nach traditionellen Rollenverteilungen. Das ist das widersprüchliche Ergebnis einer Umfrage, über die die Wochenendausgabe der Rzeczpospolita berichtet.

Demnach geben rund 50 Prozent der befragten Frauen und 43 Prozent der befragten Männer an, in einer Partnerschaft mit gleichberechtigter Aufgabenverteilung zu leben. Nur 19 Prozent der Frauen und 26 Prozent der Männer beschreiben ihre Partnerschaft als „traditionell“. Gleichzeitig sind aber rund zwei Drittel der Männer und immerhin mehr als ein Drittel der Frauen der Meinung, dass nach wie vor der Mann der Hauptversorger der Familie sein sollte. Die Herren der Schöpfung würden sich immer noch schwer damit tun, wenn ihre Frau ein höheres Gehalt habe, so die Rzeczpospolita. Und auch die polnische Gesellschaft betrachte Männer, die z.B. Vaterschaftsurlaub beantragen, um sich um das neugeborene Kind zu kümmern, überwiegend als Faulenze.

Auch viele Frauen scheinen sich nach einem klassischen Männerbild zu sehnen. 75 Prozent aller Umfrageteilnehmerinnen finden Männer, die über handwerkliches Geschick verfügen und im Haus Reparaturen erledigen können, besonders attraktiv. Zwei Drittel der Frauen mögen es, es wenn ihnen Männer Dinge erklären, mit denen sich die Frauen selbst nicht auskennen, lesen wir in der Rzeczpospolita.

Autor: Filip Zuchowski

Redaktion: Joachim Ciecierski

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