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Die Gefahren der Jamal II

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 09.04.2013 13:42
Der Bau der zweiten Linie der Jamal-Pipeline könnte die Abhängigkeit Polens von russischem Gas steigern.

Rzeczpospolita: Die Gefahren der Jamal II

Am vergangenen Freitag haben die polnische Gesellschaft EuRoPol Gaz und das russische Unternehmen Gazprom ein Memorandum unterzeichnet, in dem vom Bau der Erdgaspipeline die Rede ist. Die als Jamal II bezeichnete Gasleitung soll von Belarus über Polen in die Slowakei verlaufen und die Ukraine umgehen. Losgelöst von dem Überraschungseffekt der Transaktion, der ein separates Thema in polnischen Medien darstellt, analysiert das Blatt Rzeczpospolita die möglichen Konsequenzen einer derartigen Investition.

Erstens sei die Abhängigkeit Polens von russischem Gas ohnehin groß. Der wichtigste Akteur des polnischen Energiemarktes, das Unternehmen PGNiG, musste im vergangenen Jahr 11 von 14,6 Milliarden Kubikmetern des Rohstoffs aus dem Ausland beziehen. Rund 80 Prozent davon aus Russland. Der Bau einer weiteren Leitung mit Kapazitäten von 15 Milliarden Kubikmetern im Jahr könne Polen noch stärker an die Russen binden, lesen wir weiter.

Außerdem könne der Bau der Jamal II anderen Investitionsvorhaben schaden, etwa dem Ausbau des Anbindungsnetzes an die EU-Nachbarländer. Die Mittel seien schließlich begrenzt, betont das Blatt. Des Weiteren hätten die Russen damit ein neues Argument, wenn es um die Schiefergas-Förderung und den damit verbundenen Umweltschaden geht. Die polnische Regierung verbindet unterdessen mit dem Schiefergas große Hoffnungen.
Schließlich dürfe man den internationalen Aspekt nicht aus den Augen verlieren. Mit Jamal II würde Russland ein weiteres Druckmittel gegen die Ukraine gewinnen. Und Jamal II könne auch das Nabucco-Pipeline-Projekt, die geplante Erdgasleitung vom Kaspischen Meer nach Zentraleuropa, gefährden, schließt das Blatt Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Polnische Staatsverschuldung wird billiger

Die Rentabilität der polnischen Staatsanleihen sinkt - erfahren wir aus der heutigen Ausgabe des Tagesblattes Gazeta Wyborcza. Das Blatt geht auf die Twitter-Mitteilung des polnischen Finanzministers Jacek Rostowski vom vergangenen Montag ein. Rostowski freute sich darin, dass die Verzinsung der Staatsanleihen erstmals in der Geschichte unter die 3-Prozent-Marke gesunken ist. Gemeint waren damit Papiere mit einer Frist von zwei Jahren. Die 10-Jahrespapiere erbrachten zu gleicher Zeit eine Jahresverzinsung von 3,52 Prozent.

Das sei ein Grund zur Freude, lesen wir weiter in dem Artikel. Niedrigere Verzinsung bedeutet, dass die Regierung das Haushaltsdefizit billiger finanzieren kann. Zumal eine Gefahr bestehe, dass die Lücke in den Staatsfinanzen die prognostizierte Größe überschreiten wird. Die Regierung hoffe immer noch, eine Novelle des Haushaltsgesetzes ließe sich vermeiden. Die Wirtschaftsexperten gehen aber bereits vom Gegenteil aus. Denn Faktoren wie die Mehrwertsteuer-Einnahmen, das Wirtschaftswachstum oder die Inflation fallen bisher ungünstiger aus als erwartet. Für die Opposition übrigens ein Anlass, eine Debatte über die mögliche Rettung der Staatsfinanzen anzustoßen, lesen wir in dem Blatt.

Warum polnische Staatsanleihen bei den Investoren so beliebt seien? Sie seien billiger als deutsche, gleichzeitig aber weniger riskant als spanische oder italienische, meint Ryszard Petru, der Vorsitzende des Verbandes Polnischer Ökonomen. Hinzu komme, was allerdings weniger mit dem Rating Polens zusammenhängt, dass zur Zeit die größten Zentralbanken der Welt viel Geld in die Märkte pumpen.

In polnischen Staatsanleihen halten die Investoren im Moment 200 Milliarden Zloty (umgerechnet circa 50 Milliarden Euro). Bei Turbulenzen in der Weltwirtschaft werden sie sie aber möglicherweise verkaufen wollen, dann steigt die Verzinsung wieder an, so der Vorsitzende des Verbandes Polnischer Ökonomen, Ryszard Petru in dem Blatt Gazeta Wyborcza.

Dziennik/Gazeta Prawna: Die Polen im Steuerparadies

“Offshore Leaks”-Affäre auf Polnisch – benennt das Tagesblatt Dziennik/Gazeta Prawna einen Artikel auf seiner Titelseite. Wie Gerard Ryle, Chef des Internationalen Konsortiums für Investigativen Journalismus (kurz ICIJ) dem Blatt gesagt haben soll, wird Polen in dem ICIJ-Bericht nicht genannt. Was nicht heiße, dass es keine polnischen Spuren in der ICIJ-Datenbank gebe, lesen wir weiter.

Medien weltweit berichten seit einigen Tagen über die neusten Enthüllungen zur Kapitalflucht in die Steueroasen. Auf Bitten von Dziennik/Gazeta Prawna habe das Konsortium die polnischen Akzente in dem internationalen Skandal überprüft. Die Anzahl der polnischen Firmen, beziehungsweise Privatpersonen, die mit ihren Gewinnen dem Fiskus hierzulande entkommen wollten, belaufe sich demnach auf über 700. Es ist nicht viel, wenn man das Ausmaß der Affäre bedenkt, in die bekannte Politiker Europas und der Welt involviert sein sollen, schließt das Blatt.

Autor: Iza Wiertel
Redaktion: Adam de Nisau

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