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Zwei Versionen von Smolensk

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 04.04.2013 11:52
Drei Jahre sind seit der Flugzeugkatastrophe von Smolensk vergangen, noch immer spaltet sie das Land.

Gazeta Wyborcza: Zwei Versionen von Smolensk

Drei Jahre sind seit der Flugzeugkatastrophe von Smolensk vergangen, noch immer spaltet sie das Land. Eine Entscheidung des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders TVP befeuert die Debatte jetzt erneut. TVP will gleich zwei Dokumentarfilme über die Katastrophe zeigen, bei der Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Insassen des Präsidentenflugzeugs ums Leben gekommen sind. Darüber berichtet heute die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Bei einem der Filme handelt es sich um die Produktion des Senders National Geographic, die sich bei der Rekonstruktion des Unglücks weitestgehend an die offiziellen Ergebnisse der polnischen und russischen Ermittler hält. Der zweite Film, der direkt im Anschluss laufen soll, trägt den Titel „Anatomia upadku – Anatomie des Untergangs“ und präsentiert dem Zuschauer eine gänzlich andere Version der Ereignisse. Der Film der Regisseurin Anita Gargas suggeriert eindeutig, dass die Insassen der Präsidentenmaschine am 10. April 2010 einem Anschlag zum Opfer gefallen sind.
Der Vorsitzende von TVP, Juliusz Braun, rechtfertigt im Interview mit der Gazeta Wyborcza die kontroverse Doppelausstrahlung. Er selbst glaube nicht an einen Anschlag, der Film enthalte viele Falschinformationen, so Braun. Im Anschluss an die Ausstrahlung werde es eine kritische Expertendiskussion geben, die Thesen des Films würden nicht kommentarlos stehen gelassen. Um über den Film diskutieren zu können, müsse man ihn aber erst einmal zeigen. Es dürfe keine verbotenen Themen geben. Gerade der Versuch, den Film komplett zu verbannen, könne bei vielen Menschen den Eindruck erwecken, dass an den in ihm vorgestellten Thesen etwas dran sein könnte.

Völlig unzufrieden mit der offiziellen Begründung von TVP ist der Kommentator der Gazeta Wyborcza, Wojciech Mazarski. Der Film „Anatomie des Untergangs“ basiere auf einem Fundament aus Lügen. Die Ausstrahlung im öffentlichen Fernsehen legitimiere den Film und werte ihn in den Augen der Zuschauer auf. Die Neutralität und Meinungsvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Medien verlange nicht, dass man jeder Meinung, und sei sie auch noch so abstrus, Platz bietet. Sonst könnte man ja auch Dokumentationen über die Schädlichkeit von Impfungen oder über eine jüdische Weltverschwörung zeigen, so Wojciech Mazarski in der Gazeta Wyborcza.



Dziennik Gazeta Prawna: Gemeinnutz oder Eigennutz?

Nicht mal mehr einen Monat haben die Polen, um ihre Steuererklärung auszufüllen. Wie immer zu dieser Zeit wimmelt es in den polnischen Städten von Werbeanzeigen für gemeinnützige Organisationen. Sie alle wollen die Bürger dazu überreden, ihnen einen Prozent ihrer Umsatzsteuer zu spenden. Ein Tierheim, ein Hospiz oder vielleicht doch ein Verein zur Förderung von armen Kindern? Jeder kann in seiner Steuererklärung angeben, wem das Geld zu Gute kommen soll. Grundsätzlich eine gute Idee, doch immer häufiger kommen die gemeinnützigen Organisationen in die Kritik, berichtet heute die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna.

Ungenügende oder fehlende Buchführung über die gesammelten Gelder und fehlende Transparenz bei den Ausgaben werden am häufigsten von den zuständigen Behörden bemängelt. Dziennik erinnert etwa an den Skandal um die Organisation Kidprotect vor einigen Wochen. Deren Vorsitzender hatte Spendengelder für private Zwecke ausgegeben. In den vergangenen zwei Jahren habe das Arbeits- und Sozialministerium 459 Organisationen das Recht abgesprochen, sich um den einen Prozent der Umsatzsteuer zu bemühen. In 124 Fällen würden derzeit noch entsprechende Gerichtsverfahren laufen, so Dziennik. Die Zeitung relativiert die Zahlen jedoch ein wenig: In den meisten Fällen gehe es nicht um vorsätzlichen Betrug, sondern schlicht um Schlamperei oder mangelnde Kenntnisse im Bereich der Buchführung, so Dziennik Gazeta Prawna.

Dziennik Gazeta Prawna: Immer mehr Frauen an technischen Hochschulen

Dziennik Gazeta Prawna widmet sich heute auch der Situation an den polnischen Hochschulen. An den Universitäten sind Frauen schon längst in der Überzahl. Doch auch die oft als Männerdomäne angesehen technischen Hochschulen werden laut der Zeitung immer weiblicher. Bei technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen würden Frauen derzeit 35 Prozent aller Studierenden ausmachen. 2006 habe der Wert noch bei 31 Prozent gelegen. Und der Anteil der weiblichen Studierenden würde in Zukunft noch weiter steigen. Denn der größere Bewerberandrang bei den technischen Hochschulen sei auf die Frauen zurückzuführen.

Im akademischen Jahr 2012/2013 sei die Zahl der weiblichen Studentinnen an technischen Hochschulen im Vergleich zum Vorjahr um über 6500 gestiegen. Die Zahl der männlichen Studenten ist hingegen um mehr als ein Tausend gesunken, so Dziennik. Nur in den Führungsetagen der technischen Hochschulen würde sich dieser Trend noch nicht wiederspiegeln: In ganz Polen habe nur eine technische Hochschule einen weiblichen Rektor. Und unter den insgesamt 98 Prorektoren seien nur acht Frauen, lesen wir in der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna.

Autor: Filip Zuchowski

Redaktion: Joachim Ciecierski

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