Logo Polskiego Radia
Print

30. Jahrestag der Gespräche am Runden Tisch

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 06.02.2019 13:20
Geht es nach dem Staatspräsidenten, ist die Bilanz der Gespräche nicht eindeutig positiv, liegt aber generell im grünen Bereich.
foto: PAP/CAF/Zbigniew Matuszewski

Heute jährt sich der Beginn der Gespräche am runden Tisch zum 30. Mal. Die Verhandlungen vom Februar 1989 dauerten neun Wochen und mündeten in die ersten - zumindest halbfreien- Wahlen im Ostblock. "Ich habe keine Zweifel, der Runde Tisch war notwendig", betonte gestern im Interview für den Fernsehsender Polsat News Staatspräsident Andrzej Duda. Wenn man die heutige Realität und das Polen von damals miteinander vergleiche, so der Staatspräsident, habe wohl niemand Zweifel, dass sich Polen in diesen dreißig Jahren enorm verändert habe. Gleichzeitig werde über die Bilanz der Gespräche bis heute gestritten.

Die Gegner des runden Tisches sagen: Man musste ihn nicht organisieren. Es wäre besser gewesen, abzuwarten, bis die Kommunisten noch schwächer werden und erst dann Systemänderungen einzuführen. Denn so haben de facto die Kommunisten die Bedingungen für diese Änderungen diktiert. Daher haben sie auch Staatsvermögen an sich gerissen und daher haben wir in Polen auch den Postkommunismus, also eine Vielzahl von Pathologien, mit denen wir bis heute kämpfen müssen.

Geht es nach dem Staatspräsidenten, ist die Bilanz der Gespräche daher nicht eindeutig positiv, liegt aber generell im grünen Bereich. So wäre etwa auch die Berliner Mauer nicht gefallen, wären da nicht die Verhandlungen am Runden Tisch gewesen, betonte Duda.

Am 6. Februar 1989 waren Vertreter der Volksrepublik und der antikommunistischen Opposition zu Gesprächen zusammengekommen, die zu einem Übereinkommen und einer gemeinsamen Lösung von sozialen Konflikten führen sollten. Infolge der Gespräche ist es zu den ersten teilweise freien Wahlen in den Sejm gekommen, bei denen die Opposition die Garantie von 35 Prozent der Mandate erhalten hatte und zu freien Wahlen in den Senat. Die Seiten einigten sich zudem auf eine Legalisierung der Solidarność-Gewerkschaft, die Einführung von politischem Pluralismus, der Meinungsfreiheit und unabhängiger Gerichte.

Zum runden Jahrestag wird der runde Tisch im Präsidentenpalast heute für ein breiteres Publikum zugänglich sein.

IAR/adn

tags:
Print
Copyright © Polskie Radio S.A